Die Arbeit ist in einem gemeinsamen Prozess von beiden Künstlern entwickelt worden. Sie kann als poetisches Stück aufgenommen werden, indem man sich, geleitet von der Musik, an den Flügeln vorbei durch den scheinbar endlosen Gang führen lässt; sie kann ebenso als großer Spannungsbogen verstanden werden, der sich vom Beginn der Menschheit bis heute erstreckt und die Frage aufwirft, nach dem Sinn der menschlichen Existenz über die Zeiten hinweg.
Gino Tavernini arbeitet mit Symbolen und Farben. Tod, Lebendigkeit, Leichtigkeit, Kontemplation, Sehnsucht nach Nicht-Handeln sind gegenwärtige Elemente. Ihr Symbolgehalt drängt sich dabei jedoch nicht auf, sondern bietet sich als Interpretationsraum an. Beim Begehen des Ganges werden die Elemente durch die räumliche Dimension in ihrem dynamischen Zusammenhang erfahrbar. Die Bewegung des Betrachters ist ein gewünschter Bestandteil der Installation.
Ingo Ahmeis bedient sich in der musikalischen Komponente der Arbeit modernster Computertechnologie und unscheinbarer Segmente aus Johann Sebastian Bachs "Kunst der Fuge". Er fügt zwei Sequenzen aus dem "canone per augmentationem in motu contrario" (Kanon in Vergrößerung und Gegenbewegung) spielerisch zusammen. Das Syntheseprodukt wird Ausgangspunkt für eine Meta-Komposition. Die Musik erklingt, gewissermaßen als mehrdimensionales perpetuum mobile, von sieben Raum-Zeit-Punkten aus, die permanent wechseln. Sie durchläuft dabei -kanonisch versetzt - alle 13 sich im Oktavraum ergebenden Intervalle. Nach etwa 12 Minuten beginnt der Zyklus von neuem. Das musikalische Material lässt sich in dieser neuen, verfremdeten Gestalt als liebevoll distanziertes Zitat verstehen, das der optischen und räumlichen Komponente eine weitere Dimension verleiht: ständig wird die Musik, und damit die gesamte Installation, verändert wahrgenommen.